Alles geht einmal vorbei.....
Heute ist der 24.04.2019 – heute genau vor einem Jahr stieg ich um 20:45 Uhr in Bangkok in den Flieger zurück nach München. Nach 11 Monaten war die Zeit gekommen, den Heimflug anzutreten und ich erinnere mich noch genau…..es war ein komisches Gefühl. Ich wählte das Datum zum einen, weil meine Familie ebenfalls abreiste, aber auch, weil ich mir ein wenig Eingewöhnungszeit gönnen wollte, bevor ich am 03.06.2018 zurück in mein Berufsleben starten sollte.
Eines was ich während meiner Reise gelernt hatte war der Satz.... ALLES GEHT EINMAL VORBEI.......
Sofort fällt mir das Wort „Anicca“ ein – das Wort, was ich in den 10 Tagen der Vipassana-Meditation gefühlt mehr als 100.000mal gehört hatte und das Wort, welches mich so prägte, dass es schließlich als Tattoo in Sanskrit auf meinem linken Arm landete. Das Wort ist eines der drei Daseinsmerkmale in der Buddhistischen Lehre und steht für das Vergängliche. Ja – Alles ist vergänglich, Alles ist ausnahmslos am fließen, Alles entsteht und Alles vergeht. Das Leben ist wie ein Fluss. Nichts ist beständig. Du kannst die Sekunde, die Minute, die Stunde nur einmal erleben. Du kannst den einen Augenblick nur einmal erleben. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein – es ist gut, achtsam durchs Leben zu gehen. Wer verstanden hat, dass gieriges Festhalten und Anhaften an Situationen, Dingen oder Menschen nur Leiden bedeutet, der sieht die Welt plötzlich mit anderen Augen. Er wird sich plötzlich bewusst, dass nicht die Situation, nicht die Dinge und nicht die Menschen schuld sind, sondern ER selbst. Er projiziert seine Gedanken und Erwartungen und ist dann enttäuscht, wenn es nicht so eintrifft, wie er es sich vorgestellt hat – das Leiden beginnt. Wir können nicht für andere denken. Niemand ist für unser Leben, unser Glück verantwortlich, außer wir selbst. Alles ist im Fluss…alles geht einmal vorbei....so auch mein „Abenteuer Auszeit“.
Die Zeit des planlos Reisens, die Zeit des in den Tag hinein Lebens, die Zeit des Relaxens, die Zeit des Seele baumeln Lassens, die Zeit des Treiben Lassens, die Zeit des sich selber Findens, die Zeit OHNE Zeit......sie war vorbei. Wie fühlte ich mich dabei? Ich empfand tiefe Dankbarkeit und Freude. Dankbarkeit, all den Menschen gegenüber, denen ich begegnete und die mich auf einem Weg begleiteten, manchmal kürzer, manchmal länger und durch die ich Lernen durfte. Ich durfte die Herzlichkeit fremder Menschen erfahren, die unterschiedlichen Kulturen kennenlernen, aber am Meisten habe ich über mich selbst gelernt. Ich habe während meiner Reise wirklich sehr viel Zeit damit verbracht, mein ICH besser zu verstehen. Ich konnte mein Leben Revue passieren lassen, mich zurück versetzen in Situationen und diese dann aus einer ganz anderen Perspektive heraus und mit mehr Wissen betrachten. Und mir wurde vieles so klar…warum und weshalb alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Ich schüttelte oftmals innerlich den Kopf wegen einiger damaligen Verhaltensweisen oder sagte zu mir selbst, wie blöd ich doch manchmal war. Aber am Ende war alles genau richtig, denn es hatte mich genau dahin gebracht, wo ich jetzt war und ich bedauerte oder bereute nichts.
YouTube war während meiner Reise mein bester „Freund“. Ich verschlang förmlich unzählige Dokumentationen und wissenschaftliche Beiträge über alle möglichen interessanten Themen, wie z.Bsp. das Universum, Welt-Religionen, Evolutionstheorie, Karma, Nikola Tesla und freie Energien, die kosmischen Gesetze, über das Leben nach dem Tod, über Weltpolitik und … und …und. So viele interessante Themen, für die ich mir nie die Zeit genommen hatte. Ich lies so viel Wissen in all den Jahren einfach an mir vorüberziehen. Unglaublich!! Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich den Mut hatte, auf diese Reise zu gehen. Eine Reise, von der ich nicht wusste, wo und wie sie enden wird. Doch ich kann sagen, dass ich mit dem Ende durchaus zufrieden war. Ich kam voll positiver Gedanken, mit einem ruhigen Geist und innerlich zentriert zurück. Stück für Stück hatte ich erfahren wie es ist, sich selbst wieder zu spüren. Das war ein Prozess, der fast bis zum Ende der Reise dauerte. Man kann eben eine über 30 Jahre andauernde Konditionierung mal eben nicht einfach so abschütteln. Und rückblickend betrachtet hat jede Begegnung, jede Situation, jedes Abenteuer und jede Erfahrung dazu beigetragen, dass ich das spüren durfte. Alles ist mit Allem verbunden – das ist die Bestätigung. Halleluja😊!!!
Ich freute mich auf meine Freunde und Familie. Aber ich war auch ein wenig nachdenklich und aufgeregt. Wie wird es sein, wenn ich wieder zurück bin? Wie komme ich klar in der alten neuen Welt? Was hat sich verändert? Was werden meine Freunde sagen? …Alles spannend, dachte ich. Das mein Denken anders war, das war mir bewusst. Auch äußerlich hatte ich mich verändert. Damals zog ich los mit kurzen, dunkelbraunen Haaren und einem angestrengten, freudlosem Gesicht. Nun, fast ein Jahr später ohne Friseur und Styling kam ich mit schulterlangen hellbraunen Haaren, zum Dutt gebunden, zurück. Mein Gesichtsausdruck hatte sich völlig verändert. Es ist erstaunlich, wie sich die Psyche eines Menschen in seinem Aussehen widerspiegelt. Das konnte ich deutlich auf den Passbildern sehen, die ich in unterschiedlichen Abständen mal immer wieder für Visa oder etc. brauchte.
Ich landetet früh am Morgen in München am Terminal 3. Ich wusste gar nicht, dass es ein Terminal 3 gibt. Ich weiß noch wie verwundert ich war, als ich Andrea die Flugdaten durchgab. Naja…ich war fast 1 Jahr weg und da kann eben doch viel passieren (Berlin kann sich ne Scheibe abschneiden 😂). Als ich das Flughafengebäude betrat und auf mein Gepäck wartete spürte ich sofort, ..ich war in einer anderen Welt. Aber es war genau die Gleiche, die ich vor 11 Monaten verlassen hatte. Ich spürte eine andere Frequenz und ich spürte eine andere Struktur. Es waren die Menschen. Ich blickte in starre, schweigende Gesichter, sah geschniegelte Anzugträger geschäftig mit dem Handy telefonieren und ich sah vorbeihetzende, in sich gekehrte Menschen. Und ich stellte fest, dass der Flughafen in München gar nicht schön ist, wenn man ihn mit denen in Mumbai oder Bangkok vergleicht. Und es war so still…aber vielleicht lag es auch daran, dass es noch früh am Morgen war. Ich war wieder zurück in Deutschland.
Ich wurde von Andrea und Jörg schon freudig erwartet. Was für ein schönes Gefühl am Flughafen abgeholt zu werden!! Wie oft hatte ich das in meinem Leben vermisst…Ich sprang den beiden in die Arme und es war, als ob ich nie weggewesen wäre. Die Freude war auf beiden Seiten riesen groß. Mit dem Auto ging es dann zusammen nach Neuburg. Ich hatte mich für 2 Tage bei ihnen eingenistet, bevor ich dann weiter zu meiner Mutter nach Thüringen fahren wollte. Meine Wohnung war noch untervermietet und so konnte ich die Zeit nutzen, langsam anzukommen. Wir huschten über die Autobahn in dem schnieken Audi …oh Gott, ich erinnerte mich, in was für Vehikel ich manchmal unterwegs gewesen bin und mit was für einem Schneckentempo!! Das ist jetzt der pure Luxus und ich genieße den Komfort. Es wurde Frühling und die Natur fing an sich ihr grünes Kleid anzuziehen. Ich mochte den Anblick. Ich hatte den Winter umgangen…Yip!! Das war mein Ziel…die Kälte während meiner Reise hinter mir zu lassen (ist mir nicht immer ganz gelungen …z.Bsp. im Himalaya) Und was mir auch sofort auffiel…..kein Müll!!! Es ist alles so sauber!!! Es liegen keine Müllberge am Straßenrand und mir wird bewusst, wie dankbar wir dafür sein können. Natürlich habe ich auch nichts anderes erwartet. Ich kannte es ja nicht anders. Aber wenn man sich so lange in Nepal, Indien und Thailand aufhält, dann lernt man so etwas wieder zu schätzen, das früher für uns einfach als selbstverständlich abgetan wurde. Nichts ist selbstverständlich – darüber kann man auch mal nachdenken……
Die nächsten 2 Tage hatten wir uns viel zu erzählen und ich war froh, in Andrea jemanden zu haben, mit dem ich all meine Erlebnisse teilen konnte, die sich mit mir und über mein neues ICH freute. Ich genoss Kleinigkeiten, wie das heiße Wasser aus der Dusche und schlief wie ein Murmeltier in einem kuschlig weichem Bett. Zu meiner Mutter reiste ich dann weiter mit dem Zug. Bahnhof Nürnberg…ich musste umsteigen und ich brauchte dringend eine Toilette. Das erste mal bewege ich mich mitten in einer Menschenmenge in Deutschland. Ich fühl mich gestresst und auch wenn es sich für euch befremdlich anhört, so spüre viele negative Energie um mich herum. Ich bin etwas überfordert und so langsam realisiere ich Stück für Stück….ich bin tatsächlich zurück. Es ist kein Traum. Ich verbrachte 1 Woche bei meiner Mutter, die sich so sehr freute, mich gesund und munter wieder zu sehen. Für sie war es nicht einfach, mich ein ganzes Jahr lang nicht zu sehen. Außerdem musste sie sich noch einer Herzschrittmacher Operation unterziehen.. Alles keine einfache Situation. Auch nicht aus der Ferne für mich. Um so schöner war es, sie ebenfalls munter wieder zu sehen.
Ich besuchte meine „alten“ Freunde, die mich schon sehnsüchtig erwarteten. Es war sehr schön sie alle nach so langer Zeit wieder zu sehen. In den Gesprächen merkte ich jedoch, dass ich zu einigen Themen eine andere Einstellung vertrat, als früher und so wurde mir der Spiegel der Veränderung krass ins Gesicht gehalten. Sicher war es auch für meine Freunde nicht einfach, mit der „neuen“ Silvana umzugehen. Aber am Ende hat jeder von ihnen mich so akzeptiert und respektiert, wie ich es umgekehrt ebenfalls tat. Dafür bin ich sehr dankbar, denn sonst wären wir heute nicht mehr so eng befreundet.
Überhaupt merkte ich in all den Gesprächen, dass die Menschen einfach in ihrer Welt stehen geblieben sind. Ich war fast ein Jahr weg und nichts hatte sich verändert. Es war zwar irgendwie Interesse da an dem was ich erlebt hatte, aber das wurde immer nur kurz angeschnitten, bevor man wieder über sich selbst, den belanglosen Themen des Alltags oder den Klatsch über andere Menschen redete. Ich realisierte das und entschied mich dann oftmals einfach zu schweigen und zu beobachten.
01.05.2018 – der Tag der Wohnungsübergabe in München Ich packte den Mietwagen voll mit meinen Sachen, die ich bei meiner Mutter eingelagert hatte und fuhr nach Hause. Was für ein komisches Gefühl. Das Autofahren ging, trotz einjähriger Abstinenz prima, nur musste ich mich sehr konzentrieren, nicht auf der „falschen“ Seite zu fahren. Nach einem Jahr mit dem Roller im Linksverkehr war das auf Landstraßen nicht einfach. Meine Untermieter empfingen mich herzlich mit einer Flasche Champagner ( ich dachte noch…mit dem Geld was die Flasche kostet, konnte ich in Indien 4 Tage leben..) und einer Tipptopp sauberen Wohnung. Am Ende war ich froh, dass alles so gut geklappt hatte. Ich musste nun noch alle Kisten wieder in die Wohnung schleppen und den Mietwagen abgeben – Willkommen in der Realität!!! Am späten Nachmittag saß ich dann zu Hause in meiner kleinen 2-Zimmer Wohnung und es war, als ob ich nie weg gewesen wäre…Es musste sich etwas ändern…ich konnte nicht alles wieder so einräumen und nicht alles so lassen, wie als ich weggegangen bin. Es fühlte sich an wie ein Stück zurück in die Vergangenheit zu gehen und das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte nicht hier sitzen und denken es war alles nur ein Traum. Ich hatte mich verändert und jetzt war die Wohnung dran, wenigstens ein Teil. Ich hatte mir viele schöne Sachen von meiner Reise mitgebracht und so wurde aus meinem modernen weiß/braunen Wohnzimmer, kurzerhand ein buntes Indisches. Ich nagelte den Mandala-Stoff an die Wand, die braunen Gardinen wichen Lila Farbenen, der helle Teppich wurde durch einen handgeknüpften indischen Seidenteppich ausgetauscht, über die dunkelbraune Couch schmiss ich einen cremefarbenen Überwurf und alle Kissen bekamen bunte, glitzernde Hüllen. Das Kuhfell in der Diele, was ich damals unbedingt wollte und in das ich soviel Zeit investierte eines zu finden, was auch die richtige Maserung hatte, verkaufte ich. Ich konnte es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, auf einem toten Tier rumzulaufen. Die Ikea-Wandbilder wichen Tibetischen Tankas und meine Nespresso-Kaffeemaschine verkaufte ich auch sofort – kein Kapselmüll mehr!! Ich fühlte mich gleich so viel besser!!!
Es dauerte zwar noch bis alles wieder an seinem Platz war, aber ich hatte ja auch noch 4 Wochen Zeit bis mein alter Job mich wieder rief. Und darauf war ich ebenfalls gespannt. Wie werde ich, nach allem was ich erlebt habe, in meinem Job wieder ankommen? Dazu später mehr……
Ich konnte meine tägliche Routine behalten – früh aufstehen, Yoga machen, meditieren und weiter auf eine gesunde Ernährung achten. Ich bewegte mich bewusst im außen, während alle Menschen um mich herum es immer ziemlich eilig hatten. Manchmal fiel es mir auch schwer, mich nicht von dem Tempo der Anderen mitziehen zu lassen. Ich dachte: ˋSo warst du auch!´. Ich versuchte mein positives Inneres zu beschützen und er Welt etwas davon abzugeben. Wenn ich aber in der Tram oder in der U-Bahn saß, dann hatte das, was ich sah, so rein gar nichts von menschlichen Miteinander. Ich beobachtete bewusst und schaute lächelnd in die Gesichter. Ganz vereinzelt bekam ich ein Lächeln zurück. Die meisten Menschen aber waren mit sich selbst und ihren Handys beschäftigt. Ich war zurück in der künstlich geschaffenen Realität. In mir stellten sich Fragen – Wie lange ich wohl bei mir bleiben kann? Bin ich stark genug hier in dieser Welt zu bestehen? Jeder sagte zu mir: „Ja, wenn du erst einmal da bist, dann dauert es nicht lange und du bist wieder in dem alten Trott.“ Oder „Du brauchst nur ein bisschen Zeit dich wieder an alles zu gewöhnen.“ Ich mochte mich aber nicht wieder an alles gewöhnen. Warum sonst hatte ich die Reise gemacht? Bestimmt nicht, um wieder da anzufangen, wo ich aufgehört hatte!!
Man kann sein Glück nicht an dem Ort wieder finden, wo man es verloren hat.
Es musste sich einiges verändern, aber was sich alles ändern würde, das war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Das Reisen lehrte mich Geduld zu haben und zu vertrauen. Und so besann ich mich darauf die Dinge, die kommen würden, einfach anzunehmen in dem Vertrauen, dass alles nur zu meinem Besten geschehen würde.
Spannend!!!
Eines was ich während meiner Reise gelernt hatte war der Satz.... ALLES GEHT EINMAL VORBEI.......
Sofort fällt mir das Wort „Anicca“ ein – das Wort, was ich in den 10 Tagen der Vipassana-Meditation gefühlt mehr als 100.000mal gehört hatte und das Wort, welches mich so prägte, dass es schließlich als Tattoo in Sanskrit auf meinem linken Arm landete. Das Wort ist eines der drei Daseinsmerkmale in der Buddhistischen Lehre und steht für das Vergängliche. Ja – Alles ist vergänglich, Alles ist ausnahmslos am fließen, Alles entsteht und Alles vergeht. Das Leben ist wie ein Fluss. Nichts ist beständig. Du kannst die Sekunde, die Minute, die Stunde nur einmal erleben. Du kannst den einen Augenblick nur einmal erleben. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein – es ist gut, achtsam durchs Leben zu gehen. Wer verstanden hat, dass gieriges Festhalten und Anhaften an Situationen, Dingen oder Menschen nur Leiden bedeutet, der sieht die Welt plötzlich mit anderen Augen. Er wird sich plötzlich bewusst, dass nicht die Situation, nicht die Dinge und nicht die Menschen schuld sind, sondern ER selbst. Er projiziert seine Gedanken und Erwartungen und ist dann enttäuscht, wenn es nicht so eintrifft, wie er es sich vorgestellt hat – das Leiden beginnt. Wir können nicht für andere denken. Niemand ist für unser Leben, unser Glück verantwortlich, außer wir selbst. Alles ist im Fluss…alles geht einmal vorbei....so auch mein „Abenteuer Auszeit“.
Die Zeit des planlos Reisens, die Zeit des in den Tag hinein Lebens, die Zeit des Relaxens, die Zeit des Seele baumeln Lassens, die Zeit des Treiben Lassens, die Zeit des sich selber Findens, die Zeit OHNE Zeit......sie war vorbei. Wie fühlte ich mich dabei? Ich empfand tiefe Dankbarkeit und Freude. Dankbarkeit, all den Menschen gegenüber, denen ich begegnete und die mich auf einem Weg begleiteten, manchmal kürzer, manchmal länger und durch die ich Lernen durfte. Ich durfte die Herzlichkeit fremder Menschen erfahren, die unterschiedlichen Kulturen kennenlernen, aber am Meisten habe ich über mich selbst gelernt. Ich habe während meiner Reise wirklich sehr viel Zeit damit verbracht, mein ICH besser zu verstehen. Ich konnte mein Leben Revue passieren lassen, mich zurück versetzen in Situationen und diese dann aus einer ganz anderen Perspektive heraus und mit mehr Wissen betrachten. Und mir wurde vieles so klar…warum und weshalb alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Ich schüttelte oftmals innerlich den Kopf wegen einiger damaligen Verhaltensweisen oder sagte zu mir selbst, wie blöd ich doch manchmal war. Aber am Ende war alles genau richtig, denn es hatte mich genau dahin gebracht, wo ich jetzt war und ich bedauerte oder bereute nichts.
YouTube war während meiner Reise mein bester „Freund“. Ich verschlang förmlich unzählige Dokumentationen und wissenschaftliche Beiträge über alle möglichen interessanten Themen, wie z.Bsp. das Universum, Welt-Religionen, Evolutionstheorie, Karma, Nikola Tesla und freie Energien, die kosmischen Gesetze, über das Leben nach dem Tod, über Weltpolitik und … und …und. So viele interessante Themen, für die ich mir nie die Zeit genommen hatte. Ich lies so viel Wissen in all den Jahren einfach an mir vorüberziehen. Unglaublich!! Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich den Mut hatte, auf diese Reise zu gehen. Eine Reise, von der ich nicht wusste, wo und wie sie enden wird. Doch ich kann sagen, dass ich mit dem Ende durchaus zufrieden war. Ich kam voll positiver Gedanken, mit einem ruhigen Geist und innerlich zentriert zurück. Stück für Stück hatte ich erfahren wie es ist, sich selbst wieder zu spüren. Das war ein Prozess, der fast bis zum Ende der Reise dauerte. Man kann eben eine über 30 Jahre andauernde Konditionierung mal eben nicht einfach so abschütteln. Und rückblickend betrachtet hat jede Begegnung, jede Situation, jedes Abenteuer und jede Erfahrung dazu beigetragen, dass ich das spüren durfte. Alles ist mit Allem verbunden – das ist die Bestätigung. Halleluja😊!!!
Ich freute mich auf meine Freunde und Familie. Aber ich war auch ein wenig nachdenklich und aufgeregt. Wie wird es sein, wenn ich wieder zurück bin? Wie komme ich klar in der alten neuen Welt? Was hat sich verändert? Was werden meine Freunde sagen? …Alles spannend, dachte ich. Das mein Denken anders war, das war mir bewusst. Auch äußerlich hatte ich mich verändert. Damals zog ich los mit kurzen, dunkelbraunen Haaren und einem angestrengten, freudlosem Gesicht. Nun, fast ein Jahr später ohne Friseur und Styling kam ich mit schulterlangen hellbraunen Haaren, zum Dutt gebunden, zurück. Mein Gesichtsausdruck hatte sich völlig verändert. Es ist erstaunlich, wie sich die Psyche eines Menschen in seinem Aussehen widerspiegelt. Das konnte ich deutlich auf den Passbildern sehen, die ich in unterschiedlichen Abständen mal immer wieder für Visa oder etc. brauchte.
Ich landetet früh am Morgen in München am Terminal 3. Ich wusste gar nicht, dass es ein Terminal 3 gibt. Ich weiß noch wie verwundert ich war, als ich Andrea die Flugdaten durchgab. Naja…ich war fast 1 Jahr weg und da kann eben doch viel passieren (Berlin kann sich ne Scheibe abschneiden 😂). Als ich das Flughafengebäude betrat und auf mein Gepäck wartete spürte ich sofort, ..ich war in einer anderen Welt. Aber es war genau die Gleiche, die ich vor 11 Monaten verlassen hatte. Ich spürte eine andere Frequenz und ich spürte eine andere Struktur. Es waren die Menschen. Ich blickte in starre, schweigende Gesichter, sah geschniegelte Anzugträger geschäftig mit dem Handy telefonieren und ich sah vorbeihetzende, in sich gekehrte Menschen. Und ich stellte fest, dass der Flughafen in München gar nicht schön ist, wenn man ihn mit denen in Mumbai oder Bangkok vergleicht. Und es war so still…aber vielleicht lag es auch daran, dass es noch früh am Morgen war. Ich war wieder zurück in Deutschland.
Ich wurde von Andrea und Jörg schon freudig erwartet. Was für ein schönes Gefühl am Flughafen abgeholt zu werden!! Wie oft hatte ich das in meinem Leben vermisst…Ich sprang den beiden in die Arme und es war, als ob ich nie weggewesen wäre. Die Freude war auf beiden Seiten riesen groß. Mit dem Auto ging es dann zusammen nach Neuburg. Ich hatte mich für 2 Tage bei ihnen eingenistet, bevor ich dann weiter zu meiner Mutter nach Thüringen fahren wollte. Meine Wohnung war noch untervermietet und so konnte ich die Zeit nutzen, langsam anzukommen. Wir huschten über die Autobahn in dem schnieken Audi …oh Gott, ich erinnerte mich, in was für Vehikel ich manchmal unterwegs gewesen bin und mit was für einem Schneckentempo!! Das ist jetzt der pure Luxus und ich genieße den Komfort. Es wurde Frühling und die Natur fing an sich ihr grünes Kleid anzuziehen. Ich mochte den Anblick. Ich hatte den Winter umgangen…Yip!! Das war mein Ziel…die Kälte während meiner Reise hinter mir zu lassen (ist mir nicht immer ganz gelungen …z.Bsp. im Himalaya) Und was mir auch sofort auffiel…..kein Müll!!! Es ist alles so sauber!!! Es liegen keine Müllberge am Straßenrand und mir wird bewusst, wie dankbar wir dafür sein können. Natürlich habe ich auch nichts anderes erwartet. Ich kannte es ja nicht anders. Aber wenn man sich so lange in Nepal, Indien und Thailand aufhält, dann lernt man so etwas wieder zu schätzen, das früher für uns einfach als selbstverständlich abgetan wurde. Nichts ist selbstverständlich – darüber kann man auch mal nachdenken……
Die nächsten 2 Tage hatten wir uns viel zu erzählen und ich war froh, in Andrea jemanden zu haben, mit dem ich all meine Erlebnisse teilen konnte, die sich mit mir und über mein neues ICH freute. Ich genoss Kleinigkeiten, wie das heiße Wasser aus der Dusche und schlief wie ein Murmeltier in einem kuschlig weichem Bett. Zu meiner Mutter reiste ich dann weiter mit dem Zug. Bahnhof Nürnberg…ich musste umsteigen und ich brauchte dringend eine Toilette. Das erste mal bewege ich mich mitten in einer Menschenmenge in Deutschland. Ich fühl mich gestresst und auch wenn es sich für euch befremdlich anhört, so spüre viele negative Energie um mich herum. Ich bin etwas überfordert und so langsam realisiere ich Stück für Stück….ich bin tatsächlich zurück. Es ist kein Traum. Ich verbrachte 1 Woche bei meiner Mutter, die sich so sehr freute, mich gesund und munter wieder zu sehen. Für sie war es nicht einfach, mich ein ganzes Jahr lang nicht zu sehen. Außerdem musste sie sich noch einer Herzschrittmacher Operation unterziehen.. Alles keine einfache Situation. Auch nicht aus der Ferne für mich. Um so schöner war es, sie ebenfalls munter wieder zu sehen.
Ich besuchte meine „alten“ Freunde, die mich schon sehnsüchtig erwarteten. Es war sehr schön sie alle nach so langer Zeit wieder zu sehen. In den Gesprächen merkte ich jedoch, dass ich zu einigen Themen eine andere Einstellung vertrat, als früher und so wurde mir der Spiegel der Veränderung krass ins Gesicht gehalten. Sicher war es auch für meine Freunde nicht einfach, mit der „neuen“ Silvana umzugehen. Aber am Ende hat jeder von ihnen mich so akzeptiert und respektiert, wie ich es umgekehrt ebenfalls tat. Dafür bin ich sehr dankbar, denn sonst wären wir heute nicht mehr so eng befreundet.
Überhaupt merkte ich in all den Gesprächen, dass die Menschen einfach in ihrer Welt stehen geblieben sind. Ich war fast ein Jahr weg und nichts hatte sich verändert. Es war zwar irgendwie Interesse da an dem was ich erlebt hatte, aber das wurde immer nur kurz angeschnitten, bevor man wieder über sich selbst, den belanglosen Themen des Alltags oder den Klatsch über andere Menschen redete. Ich realisierte das und entschied mich dann oftmals einfach zu schweigen und zu beobachten.
01.05.2018 – der Tag der Wohnungsübergabe in München Ich packte den Mietwagen voll mit meinen Sachen, die ich bei meiner Mutter eingelagert hatte und fuhr nach Hause. Was für ein komisches Gefühl. Das Autofahren ging, trotz einjähriger Abstinenz prima, nur musste ich mich sehr konzentrieren, nicht auf der „falschen“ Seite zu fahren. Nach einem Jahr mit dem Roller im Linksverkehr war das auf Landstraßen nicht einfach. Meine Untermieter empfingen mich herzlich mit einer Flasche Champagner ( ich dachte noch…mit dem Geld was die Flasche kostet, konnte ich in Indien 4 Tage leben..) und einer Tipptopp sauberen Wohnung. Am Ende war ich froh, dass alles so gut geklappt hatte. Ich musste nun noch alle Kisten wieder in die Wohnung schleppen und den Mietwagen abgeben – Willkommen in der Realität!!! Am späten Nachmittag saß ich dann zu Hause in meiner kleinen 2-Zimmer Wohnung und es war, als ob ich nie weg gewesen wäre…Es musste sich etwas ändern…ich konnte nicht alles wieder so einräumen und nicht alles so lassen, wie als ich weggegangen bin. Es fühlte sich an wie ein Stück zurück in die Vergangenheit zu gehen und das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte nicht hier sitzen und denken es war alles nur ein Traum. Ich hatte mich verändert und jetzt war die Wohnung dran, wenigstens ein Teil. Ich hatte mir viele schöne Sachen von meiner Reise mitgebracht und so wurde aus meinem modernen weiß/braunen Wohnzimmer, kurzerhand ein buntes Indisches. Ich nagelte den Mandala-Stoff an die Wand, die braunen Gardinen wichen Lila Farbenen, der helle Teppich wurde durch einen handgeknüpften indischen Seidenteppich ausgetauscht, über die dunkelbraune Couch schmiss ich einen cremefarbenen Überwurf und alle Kissen bekamen bunte, glitzernde Hüllen. Das Kuhfell in der Diele, was ich damals unbedingt wollte und in das ich soviel Zeit investierte eines zu finden, was auch die richtige Maserung hatte, verkaufte ich. Ich konnte es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, auf einem toten Tier rumzulaufen. Die Ikea-Wandbilder wichen Tibetischen Tankas und meine Nespresso-Kaffeemaschine verkaufte ich auch sofort – kein Kapselmüll mehr!! Ich fühlte mich gleich so viel besser!!!
Es dauerte zwar noch bis alles wieder an seinem Platz war, aber ich hatte ja auch noch 4 Wochen Zeit bis mein alter Job mich wieder rief. Und darauf war ich ebenfalls gespannt. Wie werde ich, nach allem was ich erlebt habe, in meinem Job wieder ankommen? Dazu später mehr……
Ich konnte meine tägliche Routine behalten – früh aufstehen, Yoga machen, meditieren und weiter auf eine gesunde Ernährung achten. Ich bewegte mich bewusst im außen, während alle Menschen um mich herum es immer ziemlich eilig hatten. Manchmal fiel es mir auch schwer, mich nicht von dem Tempo der Anderen mitziehen zu lassen. Ich dachte: ˋSo warst du auch!´. Ich versuchte mein positives Inneres zu beschützen und er Welt etwas davon abzugeben. Wenn ich aber in der Tram oder in der U-Bahn saß, dann hatte das, was ich sah, so rein gar nichts von menschlichen Miteinander. Ich beobachtete bewusst und schaute lächelnd in die Gesichter. Ganz vereinzelt bekam ich ein Lächeln zurück. Die meisten Menschen aber waren mit sich selbst und ihren Handys beschäftigt. Ich war zurück in der künstlich geschaffenen Realität. In mir stellten sich Fragen – Wie lange ich wohl bei mir bleiben kann? Bin ich stark genug hier in dieser Welt zu bestehen? Jeder sagte zu mir: „Ja, wenn du erst einmal da bist, dann dauert es nicht lange und du bist wieder in dem alten Trott.“ Oder „Du brauchst nur ein bisschen Zeit dich wieder an alles zu gewöhnen.“ Ich mochte mich aber nicht wieder an alles gewöhnen. Warum sonst hatte ich die Reise gemacht? Bestimmt nicht, um wieder da anzufangen, wo ich aufgehört hatte!!
Man kann sein Glück nicht an dem Ort wieder finden, wo man es verloren hat.
Es musste sich einiges verändern, aber was sich alles ändern würde, das war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Das Reisen lehrte mich Geduld zu haben und zu vertrauen. Und so besann ich mich darauf die Dinge, die kommen würden, einfach anzunehmen in dem Vertrauen, dass alles nur zu meinem Besten geschehen würde.
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