Am 14.9. ist in Nepal Kindertag und diesen Tag wollen wir auch mit den Straßenkindern feiern. Pradip hat alles organisiert….eine schöne Location am See, wo die Kinder auch baden können. Wir wollen zusammen kochen , essen, spielen und sie für einen einzigen Tag ihr Schicksal vergessen lassen. Eigentlich hatten wir im Vorfeld eine Art Charity in Lakeside geplant, um etwas Geld für das Fest zu sammeln. Wir hatten alles organisiert….Plakate, Sound-Anlage, Mikrofone für Karaoke.....wir Mädels wollten lecker Obstsalat verkaufen und die Jungs wollten mit der Gitarre ihre Songs zum besten geben….es sollte eine lustige, ungezwungene Veranstaltung werden, doch dann haben uns die Behörden einen Strich durch die Rechnung gemacht…..Die Restaurantbesitzer drum herum haben boykottiert und so haben wir keine Genehmigung erhalten…..Bürokratie auch hier!! …..Leider…. Kurzerhand entschließt sich Josh ( ein Volontär aus Australien) einfach loszuziehen und versuchen Geld für unseren geplanten Event zu sammeln……mit Erfolg!! Und so können wir losfahren und Lebensmittel kaufen. Sushil hat schon eine Einkaufsliste geschrieben und jeden Rupie verplant. Überhaupt ist er der Finanzchef der Organisation und sehr genau und gewissenhaft. Wir schwingen uns auf die Scooter und los geht’s in den Supermarkt. Ich schaue auf die erste Position…. Das steht „Coffee“…..Ich frage: Why Coffee? „For the Children.“ bekomme ich zur Antwort. Josh und ich schauen uns an…..“No Coffee for the Children and No COKE!!“ Sagen wir beide wie aus einem Mund. Das Thema ist geklärt und der Rest im Supermarkt auch schnell erledigt, bevor wir die fehlenden Sachen noch auf dem Local-Markt kaufen. Mit den vollgepackten Rücksäcken und einem 10kg Reissack geht es auf dem Roller zurück zum Büro.
Der nächste Morgen 7:00 Uhr. Eigentlich wollte ich die Kinder früh mit abholen. Ich warte und warte und versuche Sushil anzurufen. Niemand nimmt ab….Zwischenzeitlich ist es 8:00 Uhr. Dann irgendwann ruft er zurück und 10 min später steht er mit seinem Roller vor meinem Guesthouse. Er entschuldigt sich. Er war total verpeilt vom Organisationsstress und hatte mich einfach vergessen….It ´s Nepal halt….Wir lachen beide, denn zwischenzeitlich bin so ruhig geworden, dass mich nicht mal eine Verspätung von 1 ½ Stunden aufregen lässt – noch vor ein paar Monaten in Deutschland kaum vorstellbar!! Als wir eintreffen sind alle schon da und ich komme das erste mal mit den Kindern in Kontakt. Es sind alles Jungs im Alter zwischen 6 und 16 Jahren. Das es Straßenkinder sind, ist nicht zu übersehen. Die Klamotten sind dreckig und die Kinder ebenso. Ich begrüße alle und spätestens jetzt merke ich, dass ich doch besser Nepali hätte lernen sollen. Keiner spricht Englisch….wie auch!? Ich bedaure, dass ich mich nicht unterhalten kann. Nur ein einziger Junge, spricht etwas gebrochen Englisch. Er ist 14 Jahre alt, sehr schüchtern und hat zu allem übel auch noch seinen Arm in Gips, weil er hingefallen ist, so wie er mir erzählt. Ob er wirklich hingefallen ist, oder ob er sich die Verletzung anderweitig zugezogen hat?
Als Pradip das Schwimmbecken für eröffnet erklärt, springen alle mit lautem Geschrei und teilweise mit Klamotten ins Wasser. Die Kinder haben sichtlich viel Spaß und aus traurigen Gesichtern werden Fröhliche. Ich mache Fotos mit meiner Kamera und als die Kinder das sehen, kommen alle auf mich zu und jeder greift nach meinem Fotoapparat. Erst bin ich ein wenig ängstlich…oh Gott, wenn der runter fällt….aber dann denke ich…Why Not! Die Kinder haben Spaß und außerdem ist meine Kamera Wasser – und Stoßfest. Es ist ein wildes Durcheinander – wir tanzen und singen, ein Teil hat Spaß im Wasser, manche spielen freudestrahlend zusammen mit dem Ball, und andere sitzen schüchtern am Rand und schauen dem Treiben einfach nur zu. Ein paar Kids sitzen am Tisch und malen Bilder. Ich bin erstaunt - es sind fröhliche Bilder mit bunten Farben. Manche malen Blumen, Vögel, Bäume und bei vielen Kindern erkenne ich auf dem Papier ein Haus. Wie groß muss die Sehnsucht der Kinder nach einem geborgenen zu Hause sein! Ich sitze daneben und schaue zu. Lange halte ich es jedoch nicht aus, denn schon als ich mich mit an den Tisch zu den malenden Kindern gesetzt habe, steigt ein so unglaublich unangenehmer, beißender Geruch auf, den ich zuvor noch nie gerochen habe. Ich versuche mich wirklich zusammenzureißen, aber es geht nicht. Ich kann diesen Geruch nicht beschreiben…….es war der Geruch der Straßenkinder. Ich geh ein Stück abseits und suche mir einen schattigen Platz zum durchatmen. Pradip kommt auf mich zu und weiß genau, was mit mir los ist. Er erzählt mir, dass es ihm am Anfang genau so ging. Das ganze nimmt mich doch ganz schön mit und bin schon etwas emotional. Die Vorstellung, dass diese Kinder niemanden haben, der sie behütet, sich um sie kümmert und das sie ganz allein auf sich gestellt sind, macht mich sehr traurig…….Doch für die Kinder war der „Childrens Day“ ein „Happy Day“ und das ist das Wichtigste!!

 |
von links nach rechts - Pradip, Josh, Sushil und ich |
 |
fleißig schnippeln für´s Essen |
 |
VOS - Volontäre aus Pokhara |
Hallo Silvi, das ist wirklich ein schönes Projekt und es war klar, dass es Dir begegnet. Ich dachte, Du bist schon auf Weiterreise, aber offensichtlich treibst Du Dich immer noch in Nepal rum :-). Wir sitzen hier immer noch fest und ich kann es kaum noch erwarten, endlich die Kisten zu packen. Genieße Deinen Aufenthalt und reise weiter zu Dir selbst. Alles Liebe, Andrea
AntwortenLöschenHallo Süße...für mich war das gar nicht so klar, dass mir so ein Projekt begegnet, um so dankbarer bin ich dafür. War eine tolle Erfahrung und ich werde nun mit Nepal immer verbunden sein. Ich drücke dir die Daumen, dass es mit eurer Ausreise bald vorwärts geht!!!! Alles Liebe Silvana
Löschen