Abschied

Sonntag 04.06.2017   22:00 Uhr. Ich sitze im Flieger von Oman Air nach Kathmandu mit Stopover in Muscat. Das Flugzeug rollt aufs Rollfeld. Jetzt geht es wirklich los! Es stinkt nach Kerosin… oh Gott! Jetzt mach ich mir schon Gedanken…..ich und meine Flugangst und das als Weltreisender…naja. Gott sei Dank lässt der Gestank wieder nach und meine Flugangst auch. Ich hab doch tatsächlich das Glück, dass neben mir niemand sitzt. Das sieht nach einem wirklich entspannten Flug aus und ich schaue nach oben und sage innerlich: Thank you Guys!  Haben die da oben mal wieder gewusst was ich jetzt brauche.

Der letzte Tag heute zu Hause war heftig. Ich war im Putzwahn, gefangen in meinem Perfektionismus. Die Wohnung muss doch tiptop sauber sein, wenn schon der Lichtschalter und die Klospülung nicht funktioniert. Den Schrank hab ich auch noch nicht ausgewischt und Fenster wollte ich doch auch noch putzen! Wohin nur mit meinen restlichen Sachen?  Panik macht sich breit und schon reagiert mein Körper und setzt mir mal wieder meine Grenze. Kreislaufprobleme, mir wird schwindelig und ich bekomme Schweißausbrüche. Jetzt hilft nur hinlegen...Also ins Bett, da auf der Couch ja schon alle Kissen schön trappiert waren. Durchatmen, Durchatmen...
Ich möchte nur so schnell wie möglich fertig werden, denn um 17 Uhr muss ich meine Wohnung übergeben!!
 Ich brauche auch noch Zeit für mich und die Zeit rennt unaufhörlich. Der Abschiedsanruf von Martin hatte mich etwas runtergeholt und zum Schluss konzentrierte ich mich doch nur noch aufs Wesentliche. Die Kaffeemaschine und der Wasserkocher wurde eben nicht mehr entkalkt und statt wischen musste Staubsaugen reichen. Und alles was noch zum waschen gewesen wäre, ist im Müll gelandet. Das war auch nichts besonderes mehr und dabei ging es mir wieder etwas besser. Zum Glück kamen doch noch Dani und Frank, die auf der Rückreise von ihrem Sardinienurlaub waren, vorbei. Ich war so dankbar, dass sie meine 2 letzten kleinen Koffer und nen Karton mit Unterlagen mit zu meiner Mutter genommen haben. Wenn ich mir vorstelle, dass ich dann auch irgendwann den ganzen Plunder (ja ich nenne das jetzt mal alles Plunder, weil ich seit 3 Wochen mit fast nichts in der Wohnung gelebt habe und in der Zeit nicht einmal irgendwas von dem ganzen Zeug vermisst habe) ...also mein ganzes Hab und Gut  wieder nach Hause bringen und einräumen muss, da wird mir schlecht. Aber bitte jetzt nicht ans Zurückkommen denken! Jetzt geht meine Reise ja erst einmal los und ich habe soooo viel Zeit.

Trotzdem, realisiert habe ich es immer noch nicht. Alles läuft wie ein Film und ich habe das Gefühl,  dass ich gar nicht bei mir bin, sondern neben mir stehe. Das hab ich heute auch wieder beim Verabschieden von Dani, Frank, Desi und meinen beiden besten Münchner Mädels, Medi und Nassi gemerkt. Schon am Freitag ging es mir so, als ich mich von meiner Andrea, Jörg und Ute verabschieden musste. Wir hatten einen sehr schönen Abend mit gutem Essen, viel, viel Wein und emotionalen Worten. Ute und Andrea standen die Tränen in den Augen, ich war auch sehr traurig,  aber konnte es nicht mit Tränen zeigen. So ist es mir auch beim Abschied von meiner besten Freundin Katja gegangen - ich war sehr, sehr traurig, aber ich konnte nicht weinen. Ich bin eben ein Meister im Emotionen verdrängen. Nur bei meiner Jule und klein Frida klappt das nicht. Da sind mir die Tränen gelaufen.

Ich hab mich sehr darüber gefreut, dass Medi und Nassi mich zum Flughafen gefahren haben.  Erst wollte ich ja nicht gebracht werden, oder besser, ich hab gar nicht darüber nachgedacht, ob mich irgend  jemand zum Flughafen bringt, weil ich immer allein weggeflogen bin und mich nie jemand abgeholt hat, bis auf einmal,  aber das ist eine andere Geschichte . Aber es war ein schönes Gefühl!  Und ich musste nicht mit meinem 15kg Rucksack mit der S-Bahn fahren. Die beiden sind mit vor bis zum Check-In Schalter. Das fand ich sooo süß. Wenn sie Handtaschen dabei gehabt hätten, dann hätte die Dame vom Bodenpersonal ihnen diese noch als Handgepäck gekennzeichnet.  Jetzt müssen wir uns auch verabschieden. Das tun wir und ich verschwinde schnell durch die Sicherheitskontrolle.









Die letzten  Monate sind wie im Flug vergangen..die ganzen Vorbereitungen….für alles war noch ewig Zeit und dann doch nicht. 7 Monate ist es her, dass ich mich getraut habe , meinen Arbeitgeber nach einem Sabbatical zu fragen. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie entschlossen ich innerlich war und ich gespürt habe, dass es für mich nach einer sehr intensiven Zeit mit viel Arbeit, jetzt genau das Richtige für mich ist. Das war eine Zeit,  die mich echt den Glauben an das Gute im Menschen und das  Vertrauen zu Menschen fast hätte verlieren lassen.  Eine Zeit,  die sehr von Enttäuschung geprägt war.  Damals hätte ich am liebsten den Job geschmissen und mich verkrochen. Aber da ich den Kopf nicht so schnell in den Sand stecke und ein Verfechter der Gerechtigkeit bin, habe ich die Ärmel hochgekrempelt und weiter gemacht. Am Ende hab ich doch alles richtig gemacht, denn sonst hätte ich das Sabbatical sicher nicht genehmigt bekommen.

Zwischenlandung in Muscat.  Ja die Guys haben mich doch im Stich gelassen, denn denn Platz neben mir wurde dann doch noch besetzt. Konnte aber trotzdem gut schlafen. Hier ist es jetzt 7:52 Uhr (05:52 Uhr deutscher Zeit). Kurzer Aufenthalt  und dann geht es gleich weiter nach Kathmandu.  Nochmal 4 Std. Flugzeit. Wir haben Verspätung, weil wir noch auf einen Anschlussflug warten müssen.


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