Wie ich mich fühle
Heute ist der 14.6. Ich bin seit 10 Tagen hier und habe in der kurzen Zeit sehr viel gesehen und erlebt. Ich kann das alles gar nicht posten, da würde ich nur noch vor dem Tablet sitzen und schreiben und das ist ja nicht Sinn meiner Reise. Aber ab und zu möchte ich euch schon ein paar Eindrücke vermitteln.
Wie gesagt, ich bin jetzt seit 10 Tagen hier und ich fühle mich wie in einem Pauschalurlaub ohne Sternekategorie. Ich bin noch nicht angekommen. Es ist schön, aber es ist einfach zu viel Trubel um mich herum. Die Mönche und die Nonnen sind alle auch sehr lieb und nett, aber alle sind zu sehr mit dem täglichen Ablauf und den vielen kleinen und großen Mönchschülern beschäftigt und ich finde hier einfach nicht meinen Platz. Tsering kümmert sich zwar so rühren um mich, er fährt mich mit seinem Roller zu allen möglichen Sehenswürdigkeiten, das ist toll und dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Aber das ist nicht das, was ich brauche und suche. Ich merke meine innere Unruhe. Ich rauche zu viel, getrieben von der Ungeduld und Unzufriedenheit, jetzt müsse doch endlich mal etwas passieren und ich müsse doch endlich mal runter kommen. Ich überlege, soll ich noch hier bleiben, oder soll ich weiter ziehen? Ist das eine Prüfung und muss ich da jetzt durch oder soll ich gehen? Was soll ich machen? Ich höre in mich und meine innere Stimme sagt, ich solle gehen.
Am späten Nachmittag treffe ich mich mit Wolfgang, übrigens ein sehr gebildeter Mann. Heute will er mir seinen Lieblingsplatz in Kathmandu zeigen, den „Garden of Dreams“. Wir laufen eine Abkürzung den Berg hinunter. Wenn Wolfgang läuft, dann sieht das immer ein wenig wackelig und tapsig aus. Etwas steif im Schulter- und Nackenbereich. Ich habe immer Angst, dass er stolpern und hinfallen könnte. Als wir uns kennenlernten, erzählte er mir, dass er krank und in Deutschland war. Er ist froh, dass er seinen Schwindel besiegt hat und er wieder die alte Form hätte. Deshalb sage ich nichts über meine Bedenken. Und staune später, denn er läuft zielstrebig und flott, wenn auch tapsig. Kurze Zeit später sind wir an der Straße angekommen. Wolfgang verhandelt die Taxifahrt nach Thamel und schon sitzen wir für 350 Rupien (umgerechnet 3€) im Auto. Erstaunlicherweise ein sehr sauberes Taxi. Nach kurzer Fahrt durch die engen Gassen und dem schrecklichen Verkehrsgewühl sind wir da. Wir müssen Eintritt zahlen, nicht viel und betreten ein wunderschönes grünes Fleckchen Erde, ein Paradies inmitten der so dreckigen und staubigen Stadt. Der Garten erinnert mich an die frühen 20er Jahre und später lese ich, dass dieser auch in den frühen 20er Jahren nach englischem Vorbild für Kaiser Shumsher Rana gebaut wurde. Er war der 5.Premierminister ( 32 Premierminister gab es seit 1799 bis zum heutigen Tag, manche auch nur 2 Tage oder 1 Monat im Amt – Nepal und seine Premierminister ….eine unglaublich, unendliche Geschichte ….wen es interessiert, der sollte mal die Geschichte Nepals googeln – Sehr interessant! ) Ich sehe bewachsene Pergolas und Bänke entlang der Gartenmauern, kleine und große Pavillons, Springbrunnen, Teiche und ein Haus mit weißen Säulen, was an ein Herrschaftsgebäude erinnert. Alles ist sehr gepflegt und grün. Ich spüre die Ruhe und es ist, als ob sich über diesem Garten eine unsichtbare Kuppel befindet, die den ganzen Lärm und Dreck von draußen der Stadt fern hält. Wir setzen uns und bestellen einen Kaffee und einen Eisbecher. Wir genießen die Ruhe und unterhalten uns. Wolfgang erzählt mir aus seinem Leben. Er hat viele Jahre mit seiner Familie in Seattle gelebt. Ich erzähle ihm aus meinem Leben und wie es mir im Moment geht, von meinen Gedanken und das ich innerlich spüre, das es an der Zeit ist, auf der Suche nach Ruhe und nach mir selbst, in ein anderes Kloster zu gehen. Er hört mir aufmerksam zu und als ich fertig bin, dann sagt er zu mir:“ Ich kenne da ein tolles Kloster am Stadtrand von Kathmandu, oben auf einem Berg. Die Pullahari Monastery. Alles ist grün und die Luft rein. Das ist genau das richtige für dich! Ich habe auch mal den Abt Khenpo Chokye kennengelernt. Ein toller Mann mit einem unheimlichen Wissen. Frag doch morgen mal Tsering, ob er dir den Kontakt herstellen kann.“ Das hört sich gut an und ich fühle, das das genau das richtige für mich ist. Ich freue mich. Wir gehen noch ins ‚Rosemarys‘ ein nettes, kleines, ruhiges Restaurant, das hauptsächlich von Touristen besucht wird, aber heute ist es fast leer. Das liegt wahrscheinlich daran, dass gerade keine Saison in Nepal ist und die Touristenzahl recht überschaubar. Nach einem lecker Essen und weiteren sehr guten Gesprächen fahren wir mit dem Taxi wieder zurück zur Monastery. Diesmal lassen wir uns aber bis zum Guest House fahren. Wir haben beide keine Lust im Dunkeln den Berg wieder hochzulaufen. Es war ein wirklich schöner, entspannter Abend.
Und ich bin auf meinem Weg wieder ein Stück weiter gekommen.....
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