Pashupatinath

…..also fuhren wir noch zu dieser Tempelanlage. Wieder sollte ich 1000 Rupien Eintritt zahlen. Ich hatte gar nicht so viel Geld mitgenommen, sollte ja alles ganz billig in Nepal sein…..Naja, nur nicht bei den Sehenswürdigkeiten. Ich sagte zu Tsering, dass ich zum ATM müsse (ATM=Geldautomat …..und noch eine andere Geschichte) Wir gingen wieder zurück und Tsering lotste mich einen Schleichweg ohne Eintritt. Unterwegs fing es zu regnen an. Wir gingen am Bagmati River entlang Richtung Tempel an Menschen und Kühen vorbei. Ich wusste von Wolfgang, dass hier am Fluss die Krematorien sind, wo die Bestattungen stattfinden. Im buddhistischen und hinduistischen Glauben werden die Toten nicht in Särgen oder Urnen begraben, sondern verbrannt und das kurz nachdem sie gestorben sind. Tsering erzählt mir noch, wenn Menschen merken, dass sie sterben, dann gehen sie zu der Tempelanlage und warten auf den Tod, da es nicht erlaubt ist, zu Hause zu sterben. Ich schaue ihn mit großen Augen an und kann es gar nicht glauben. Ich frage, was denn wäre, wenn derjenige nun nicht stirbt. Dann würde er trotzdem dort bleiben, denn er darf nicht mehr nach Hause zurück. Er will mir noch den Platz zeigen, wo all die Menschen sind, die auf ihren Tod warten. Ich lehne ab. Mir war schon komisch zumute. Die ganze Umgebung war dunkel und grau. Wir laufen weiter und schon bin ich mitten drin. Ich weiß gar nicht, wo ich hinschauen soll. Rechts das lodernde Feuer, welches fast abgebrannt ist und man zum Glück nichts mehr erkennen kann und links die trauernden Angehörigen. Tsering läuft mitten durch und wir sind nicht die einzigen. Ich fühle mich nicht wohl bei dem Anblick. Wir machen eine Runde und laufen auf der anderen Seite des Flusses weiter. Wir setzen uns auf eine der vielen Steinstufen und schauen von der Ferne andächtig auf die Stelle. Auf einmal geht die Tür eines Tempels auf und auf einer Bahre wird eine tote ältere Frau, umgeben von ihren Verwandten, die Stufen herunter getragen. Ich bin erschrocken, kann meinen Blick aber nicht davon wenden. Niemand weint…..Man sieht alles…sie ist nicht mal mit einem Tuch bedeckt. Sie trägt ein grünes Kleid, ihre Arme auf den Bauch zusammen gelegt, ihre Füße sind nackt. Durch das holprige Tragen fällt ein Arm herunter, der dann gleich wieder zurück auf den Bauch gelegt wird. Die Frau kann noch nicht lange tot sein. Dann wird sie die Stufen hinunter zum Fluss getragen. Zwischen den Stufen befinden sich in unterschiedlichen Abständen flache schräge Steinplatten. Als sie dort angekommen sind, wird die Frau von der Bahre gehoben und auf die nasse Steinplatte gelegt. Das war kein schöner Anblick und die Einzelheiten möchte ich auch nicht beschreiben. Neben uns stehen Touristen und machen Fotos von der Zeremonie. Ich kann keine Fotos machen aus Respekt vor der Toten. Tsering erklärt mir noch, dass den Toten die Füße mit dem Wasser aus dem Fluss gewaschen werden, dann werden sie mit Tüchern bedeckt und zum Verbrennen getragen. Er sagt auch zu mir, dass er das nicht anschauen kann. Wir stehen auf, beten für die Frau und dann gehen wir schnell weg. Die Bilder habe ich noch lange im Kopf…….
Mit einer halben Stunde Verspätung treffen wir im Kloster ein. Wolfgang wartet schon in der Lobby mit dem Kaffee auf mich. Ich bin froh, dass wir nicht noch irgendwo anders hingehen, denn der Tag war anstrengend genug.






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